Verloren im Inneren - über das Vergessen, Verdrängen und Nicht-Fühlen
- doreenroedel0
- 11. Juli
- 5 Min. Lesezeit

Du weißt, dass etwas in Dir fehlt - aber Du kannst es nicht benennen. Du funktionierst. Doch Du fühlst Dich innerlich leer, abgeschnitten oder überfordert. Vielleicht spürst Du Wut, aber nicht, was darunter liegt. Vielleicht suchst Du nach Klarheit und findest nur Gedanken.
Doch Gefühle sind keine Gedanken. Sie sind Wegweiser. Ohne sie fehlt Dir die innere Landkarte. In diesem Beitrag zeige ich Dir, wie Du den Kontakt zu Dir selbst wiederherstellen kannst - sanft und achtsam, Schritt für Schritt.
Warum viele Menschen den Zugang zu ihren Gefühlen verloren haben?
Wenn Du einen guten Zugang zu Deinen Gefühlen hast, kannst Du Dich besser selbstreflektieren und regulieren, ebenso kannst Du Probleme eher lösen.
Neigst Du dazu, Deine Gefühle zu verdrängen, beschäftigst Du Dich auch weniger mit Deinen seelischen Vorgängen in Dir. Du reflektierst Dich ungern, da Du zu viel Angst vor negativen Gefühlen hast, die hochkommen können. Du lenkst Dich häufig unbewusst von Dir selbst ab.
Es kann aber auch sein, dass Du viel über Dich nachdenkst, jedoch in theoretischen Überlegungen stecken bleibst. Du findest keinen Zugang zu Deiner Gefühlswelt.
Männer, Frauen & Gefühle - ein Blick auf Geschichte & Biologie
Männer neigen evolutions- und erziehungsbedingt auch heute noch eher dazu, sich mit ihrer Vernunft und ihrem rationalen Denken zu identifizieren. Doch dies trifft nicht auf alle Männer zu. Und es gibt auch Frauen mit wenig oder keinem Zugang zu ihren Gefühlen.
Männer sind im allgemeinen eher betroffen insbesondere was das Wegdrücken von schwachen Gefühlen wie Angst, Trauer oder Hilflosigkeit angeht. Starke Gefühle hingegen wie Freude oder Wut sind meist recht gut fühlbar.

Die Kränkung ist z.B. ein Gefühl, dass oft nicht gespürt wird, sondern eher eine Wut. Das Gefühl der Wut ist aber schon die Folge der Selbstwertkränkung. Sie zeigt sich meist, wenn ein wichtiges körperliches oder psychisches Grundbedürfnis nicht erfüllt wird.
In der Historie durften Männer keine Gefühle der Schwäche zeigen. Hier setzt endlich in jüngster Zeit ein Bewusstseinswandel ein. Heute darf ein Junge auch mal traurig sein oder Angst haben. Früher war dies verpönt, es wurde nicht gern gesehen und teilweise sogar bestraft.
Aber auch evolutionär gesehen, tragen Männer die Veranlagung in sich, ihre Gefühle zu unterdrücken. Spätestens seitdem der Mensch sesshaft wurde, waren die Aufgaben so verteilt, dass Männer auf die Jagd gingen, den Besitz und die Sippe verteidigten. Hierbei war die Fähigkeit wichtig, Gefühle beiseite zu schieben.
Die Aufgaben der Frauen lag zumindest seit der Sesshaftwerdung mehr im familiären Bereich. Hier war Einfühlung erforderlich, nicht Tapferkeit. Männer haben auch eine genetische Veranlagung zur Sachlichkeit. Frauen fällt es leichter, sich in andere einzufühlen.

Wofür sind Gefühle wichtig?
Das Wegschieben von Gefühlen bringt Vorteile bei der Lösung von Sachaufgaben. Doch in zwischenmenschlichen Beziehungen ist es eher hinderlich. Es gibt Menschen, die wanken durchs Leben wie ein Schiff ohne Kompass, weil ihnen der Zugang zu ihren Gefühlen fehlt.
Doch diese sind notwendig, um Situationen einschätzen und bewerten zu können. Sie zeigen uns auch, was uns wichtig und unwichtig ist. Angst warnt uns vor Gefahr und bringt uns dazu, diese abzuwenden.
Trauer zeigt uns auf, dass wir etwas Wichtiges verloren haben. Die Scham tritt bei Verletzungen von gesellschaftlichen oder persönlichen Normen auf. Freude zeigt an, woran wir Spaß haben, was uns gut tut.
Hast Du zu wenig Kontakt zu Deinen körperlichen Empfindungen, hast du auch einen gestörten Kontakt zu Deinen Bedürfnissen. Daher weißt Du meist auch nicht, was Du wirklich willst.
Eventuell gehörst Du auch zu denen, die hochintelligent sind, jedoch im Leben wenig erreichen. Ist dies der Fall, schöpfst Du Dein Potential nicht aus, beruflich und beziehungstechnisch.

Vielleicht bist Du aber auch beruflich sehr erfolgreich durch Deine hohe Intelligenz, doch das Liebesleben bleibt auf der Strecke.
Du verstrickst Dich in abstrakten Überlegungen bei emotionalen Entscheidungen oder persönlichen Zielen. Hier fehlt zur Orientierung der Kontakt zu Deinen Gefühlen. Gut begründete Entscheidungen können sich auch gut anfühlen und dies gilt als Ausschlag für Deine Entscheidung.
Möglich ist auch, dass Du von einem starken Gefühl im Vordergrund beherrscht wirst wie z.B. Trauer, Wut oder Angst. Dahinter stehen aber oft andere Gefühle, die Du meist nicht wahrnimmst.
Was Du tun kannst, um wieder fühlen zu können?
Übung für mehr Zugang:
Schließe Deine Augen und konzentriere Dich auf Deinen Brust-Bauch-Raum. Nimm wahr, wie Dein Atem fließt. Wo fließt er, in der Brust, im Bauch oder tiefer? Stockt er irgendwo? Spür dem nach. Wir unterdrücken oft unsere Gefühle, indem wir flach atmen.
Daher atme jetzt einmal ganz tief ein, am besten im Liegen, soweit es Dir gerade möglich ist. Spüre genau in Dich hinein. Wie fühlt sich das an? Wenn Du auch bei tiefer Atmung nichts spürst, bleib bitte mit der Aufmerksamkeit im Brust-Bauch-Raum. Spüre wie sich das Nichts anfühlt.

Wie ist das mit diesem Nichts in Dir? Nimm wahr, wo genau sitzt das Nichts? Ist Dein Bauch dabei entspannt? Klopft Dein Herz ruhig? Geht Dein Atem tief? Wie fühlt sich dieses Nichts an? Wie würdest Du es beschreiben? Spüre, ob es hinter dem Nichts noch etwas anderes gibt.
Kannst Du da noch etwas spüren?
Dieses Fühlen durch Deine Aufmerksamkeit kann sehr hilfreich sein. Das Nichtfühlen von Gefühlen ist meisst ein Selbstschutz, den Du Dir schon in der Kindheit antrainiert hast, weil es wichtig war, um Gefühle des Schmerzes, der Ohnmacht und Hilflosigkeit nicht spüren zu müssen.
Du hast vermutlich schon sehr früh gelernt, Dich von Deinen Gefühlen abzulenken oder abzuspalten. Wenn Du dies einmal lernen konntest, ist es auch möglich, wieder zu lernen, seine Aufmerksamkeit auf Dein Inneres zu richten.
Tögliche kurze Routine
Bau Dir folgende Übung gern als tägliche Routine in Deinen Alltag ein. Es wird langsam dazu führen, dass Du wieder Zugang zu Deinen Gefühlen erlangst. Und das kann alles verändern. Nimm Dir täglich einen Moment Zeit, vielleicht auch 5 Minuten auf der Toilette.
Frage Dich, wie fühle ich mich gerade? Achte auf Deinen Brust-Bauch-Raum und auf Deine Empfindungen dabei. Nimmst Du dort Enge, ein Ziehen, ein Kribbeln, Druck oder auch Wärme wahr? Lenke Deine Aufmerksamkeit dorthin. Welches Gefühlswort passt dazu?

Ist es Angst, Trauer, Scham, Wut, Freude, Erregung oder Liebe? Stell gern dieser Empfindung eine Frage (auch wenn Dir das vielleicht komisch vorkommt) wie z.B.: Was in meinem Leben führt denn zu .... (Enge, Kribbeln, Druck, Wärme)? Was eben gerade das Gefühl bei Dir ist.
Stell diese Frage in das Gefühl und lass daraus eine Antwort entstehen. Die Antwort kommt aus Dir heraus. Die 1. Antwort, der 1. Gedanke, das 1. Bild oder auch Geräusch, dass Du wahrnimmst, ist das Richtige. Auch wenn Dir dies absurd erscheint.
Die Antwort kommt aus Deinem Unbewussten. Diese Methode wird auch
-Focusing- genannt. Je häufiger Du dies übst, um so besser wird Deine Wahrnehmung.
Zusatztipp am Ende zur Atmung.
Generell ist diese sehr wichtig und wird leider oft vernachlässigt.
Wir atmen fast nur noch ein und kaum noch aus. Und Du kannst Dir sicher vorstellen, welche Auswirkung dies haben kann. Daher kann es sehr hilfreich für Dich sein, wenn Du Dir öfter am Tag Deiner Atmung bewusst wirst. Vielleicht nutzt Du dies als Minipause im Job.
Du hältst kurz inne, wenn es Dir möglich ist und atmest tief ein und zählst dabei bis 4, dann hältst Du den Atem an und zählst dabei bis 6, dann atmest Du langsam wieder aus und zählst dabei mindestens bis 7, gern auch länger. wenn Du kannst.

Dies ist sehr wichtig, um den Kontakt zu Dir selbst, zu Deinen Gefühlen und zu deinem Körper wieder zu erlangen oder aufrecht zu erhalten. Du findest im Prinzip wieder zu Dir selbst zurück, verankerst Dich wieder in Dir. So orientierst Du Dich und erlangst Sicherheit aus Dir selbst heraus.
Dein Atem so unbeachtet, immer da und doch so wichtig, kann Dir Halt geben, kann Dich erden. Nutze ihn!
Der Weg zurück zu Deinem Innenleben ist kein Sprint - es ist eine Rückkehr nach Hause, zu Dir selbst. Jeder bewusste Atemzug, jede stille Minute ist ein Schritt in Richtung Verbindung. Du darfst fühlen. Du darfst wieder spüren.
Und Du musst das nicht allein tun. Wenn Du Begleitung suchst, bin ich gern für Dich da.
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